ORF nachlese Juni 2025
Hilfe bei Hörsturz
Gesundheitstipp von
Univ. Prof. Dr. Siegfried Meryn
Univ. Prof. Dr. Siegfried Meryn
Ein Hörsturz, auch als Ohrinfarkt bezeichnet, der oft vor einem Tinnitus auftritt, ist ein plötzlicher, meist einseitiger Hörverlust ohne erkennbare Ursache, der von leichter Hörminderung auf nur einem Ohr bis zu völliger Gehörlosigkeit reichen kann. Manchmal macht er sich aber auch nur durch eine Art Druckgefühl oder ein Gefühl wie Watte im Ohr bemerkbar. Daneben können auch Hörgeräusche, ein sogenannter Tinnitus, auftreten. Ein sehr vielfältiges Krankheitsbild – wie allerdings erkennt man ihn richtig? Klassischerweise tritt ein Hörsturz immer auf einer Seite und nicht beidseitig auf. Anfangs fühlt es sich an, als hätte man Watte im Ohr; es kann aber auch sein, dass man plötzlich nichts mehr hört. Das ist auch davon abhängig, welche Frequenzen betroffen sind. Und manche Patienten hören andere Töne im Hintergrund.
Fest steht: Bei einem Hörsturz werden die Schallwellen im Inneren des Ohres nicht mehr richtig verarbeitet. Betroffen sind grundsätzlich alle Altersgruppen, gehäuft ab dem 50. Lebensjahr (und Kinder nur sehr selten).
Auslöser immer noch unklar
Die Ursache ist noch unklar. Oft werden Durchblutungs-störungen vermutet – daher auch die Bezeichnung Ohrinfarkt. Entzündungen oder Infektionen mit Bakterien oder Viren, hier allen voran Herpesviren, können ihres dazu beitragen. Genauso wie extreme Stresssituationen als mögliche Auslöser vermutet und diskutiert werden.
Was tun?
In der Akutsituation, wenn man nur leichte Beschwerden hat, kann man auch einen, maximal zwei Tage zuwarten, bis man einen Facharzt für Hals-Nasen-Ohren- Erkrankungen aufsucht. Beeinträchtigt der Hörsturz aber extrem und erlebt man etwa gleichzeitig eine Schwindelattacke, sollten Sie keinesfalls zuwarten. Es gibt auch in den diversen Spitälern HNO-Ambulanzen für die Erstversorgung.
Die Ohren werden üblicherweise mittels Otoskop untersucht, mittels Stimmgabel auf dem Kopf kann der Ursprung der Beschwerden lokalisiert werden und mit einem Tonaudiogramm kann das Hörvermögen beurteilt werden.
Therapiemöglichkeiten
Da die Auslöser, die zu einem Hörsturz führen, nicht geklärt sind, gibt es derzeit keine gezielte Therapie. Das meist verwendete Mittel in einer solchen Situation ist eine Infusion mit Kortison, um die Entzündung einzudämmen; weiters werden Medikamente verabreicht, welche die Durchblutung fördern.
Die besten Heilungschancen, sodass wieder das normale Hörvermögen erreicht wird, bestehen bei nur leichten Symptomen. Bei chronischen Beschwerden muss man manchmal nachher auch an Hörgeräte denken.
Auch lässt sich einem Hörsturz nicht effektiv vorbeugen: Achten Sie aber besonders in Stresssituationen auf ausreichend Entspannung, Schlaf und Ausgleich, wenn das irgend möglich ist.