ORF nachlese Juli 2022
Antibiotikaresistente Keime
Gesundheitstipp von
Univ. Prof. Dr. Siegfried Meryn
Univ. Prof. Dr. Siegfried Meryn
Ein Erreger hat es in letzter Zeit besonders oft in die Medien geschafft – MRSA (methicillinresistenter Staphylokokkus aureus). Bei diesen Erregern wirken die meisten Antibiotika nicht. Viele Menschen sind nun verunsichert. Fest steht: Für gesunde Menschen stellen diese multiresistenten Erreger (MRE) meist kein Problem dar, da sie ein intaktes Immunsystem und damit eine stabile Abwehr besitzen. Viele Menschen wissen gar nicht, dass sie multiresistente Bakterien in sich tragen. Sie können diese aber auf andere übertragen. Gefährdet sind Menschen mit geschwächten Abwehrkräften. Wenn sie eine Infektion entwickeln, ist die Behandlung erschwert, weil nur noch wenige Antibiotika wirken.
Wie entstehen Multiresistenzen?
Bakterien können sich sehr schnell vermehren und verändern ihre Erbinformation, was bedeuten kann, dass entwickelte Antibiotika plötzlich nicht mehr so gut wirken. Die Bakterien vererben nun ihre Widerstandsfähigkeit weiter und werden immer unempfindlicher, was bedeutet, dass sie multiresistent wurden.
Deshalb ist es auch so problematisch, wenn Antibiotika falsch angewendet werden; also zu häufig, zu kurz oder zu niedrig dosiert werden. Auch offenbaren fast jährliche Untersuchungen von Greenpeace und AGES die Auswirkungen des massiven Antibiotikaeinsatzes in der Massentierhaltung. Mit anitbiotikaresistenten Keimen kontaminierte Fleischproben direkt aus dem Verkauf im Supermarkt sind nicht so selten, wie man es sich wünschen würde. Besonders gefährdet sind Menschen mit geschwächten Abwehrkräften, in Krankenhäusern und Pflegeheimen. Multiresistente Keime können bei ihnen Infektionen auslösen, zum Beispiel in der Lunge oder auf der Haut. Wenn sie eine Infektion entwickeln, ist die Behandlung erschwert, weil nur noch wenige Antibiotika wirken. Im schlimmsten Fall kann die Infektion daher lebensgefährlich verlaufen.
Infektionen mit multiresistenten Keimen treten am ehesten in Einrichtungen auf, in denen viele kranke und geschwächte Menschen betreut werden, also in Spitälern und Pflegeheimen etwa. Vor allem in Krankenhäusern sind viele Patienten mit Risikofaktoren. Daher ist die Gefahr für Infektionen hier am größten: Hochrechnungen zufolge entwickeln in Österreich laut Sozialministerium jedes Jahr etwa 50 000 Menschen Krankenhausinfektionen, oft durch körpereigene Bakterien. Ungefähr 3 000 Infektionen sind dabei durch multiresistente Erreger bedingt. Das bedeutet, dass etwa sechs von 100 Krankenhausinfektionen durch multiresistente Keime ausgelöst werden.
Prävention
Um sich und seine Umgebung bestmöglich zu schützen, muss die Hygiene – besonders im Spitalsbereich – großgeschrieben werden. Regelmäßiges und gründliches Händewaschen lohnt sich. Die meisten Erreger überleben Temperaturen über 60° C nicht. Waschen Sie Geschirr und Wäsche regelmäßig bei höheren Temperaturen. Sind Sie gesund, können Sie normalen Kontakt zu MRE-Trägern pflegen. Auch Umarmungen sind möglich. Die Ansteckungsgefahr ist äußerst niedrig.
Nehmen Sie verschriebene Antibiotika unbedingt wie verordnet ein.
Lassen Sie bei der Fleischzubereitung besondere Hygiene walten und reduzieren Sie den Fleischkonsum aus Massentierhaltung.
Ein generelles Überprüfen, ob Sie MRE-Träger sind, ist nicht erforderlich. Nur, wenn Sie operiert werden müssen und einen Risikofaktor für MRE haben. Dann sollten Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin besprechen, ob vorab ein Test auf MRE sinnvoll sein kann.