ORF nachlese November 2020

Online-Betreuung für Herzpatienten

Gesundheitstipp von
Univ. Prof. Dr. Siegfried Meryn
Für Digitalisierung in der Medizin gibt es viele interessante Beispiele, eines davon ist Telemedizin. Dabei werden Patientinnen und Patienten über Smartphone und App betreut. An ausgewählten Spitälern in Tirol und der Steiermark gibt es das Projekt „HerzMobil“ – ein Vorbild in Sachen Telemedizin. Es wurde für die Nachbetreuung von Menschen mit Herzschwäche entwickelt. Denn gerade die ersten Monate nach einem Spitalsaufenthalt sind schwierig und die Betroffenen müssen viel Neues beachten.

Die Fakten

Die App HerzMobil ist ein umfassendes Versorgungsprogramm für Patienten mit schwerer Herzschwäche. Es beginnt im unmittelbaren Anschluss an einen Krankenhausaufenthalt wegen akuter Herzinsuffizienz und ist zeitlich begrenzt. Ziel ist eine nachhaltige Stabilisierung der Erkrankung. Die telemedizinische Lösung stammt vom AIT – Austrian Institute of Technology. Dem Patienten entstehen keine Kosten.

Aber wie funktioniert diese App nun?

Der Patient steht im Zentrum eines Betreuungsteams (Krankenhaus, Pflegepersonen, Netzwerkärztinnen und -ärzte). Damit wird ein Versorgungsnetzwerk aufgebaut, das sich von der Betreuung im Krankenhaus über die Entlassung bis zur Versorgung zu Hause dreht. Nach der Entlassung kann der Patient zu Hause über den Touchscreen – also sehr einfach nur durch Berührung – Parameter wie Körpergewicht, Herzfrequenz, Blutdruck und die Medikamente, die genommen wurden, eingeben. Und wenn es hier zu Veränderungen kommt, zum Beispiel ein täglicher Anstieg des Körpergewichtes um ein halbes Kilo, dann bedeutet das nicht, dass man zu viel gegessen hat, sondern eher, dass der Körper Wasser speichert, weil die Herzpumpe schwächelt. In so einem Fall meldet sich die App und die Patientin/der Patient erkennt sehr früh, das etwas nicht in Ordnung ist. Dadurch kann z. B. der betreuende Arzt eine Verschlechterung der Erkrankung eher erkennen und durch eine frühzeitige Änderung der Medikation eine weitere Verschlechterung bzw. einen erneuten Krankenhausaufenthalt verhindern.
Ein zweiter Pfeiler ist die intensive Schulung der Patienten und bei Bedarf auch deren Angehöriger. Ziel ist es, das Verständnis für die Erkrankung und die erforderlichen Maßnahmen einschließlich der Medikamente zu verbessern. Dieses Verständnis wiederum ist die Voraussetzung für eine regelmäßige Medikamenteneinnahme, die konsequente Durchführung einer notwendigen Lebensstiländerung und das frühzeitige Erkennen einer Verschlechterung.
Der dritte Pfeiler ist die schrittweise Optimierung der Medikamente.

Persönliches Feedback

Es geht aber nicht nur um die Übermittlung der Daten. Über die App kann auch direkt mit den Betreuern in Kontakt getreten werden. Die Verständigung kann telefonisch, aber auch direkt über das telemedizinische System zwischen allen beteiligten Personen erfolgen. So können Fragen des Patienten im Zusammenhang mit seiner Erkrankung rascher beantwortet und auf eine Verschlechterung zeitgerecht reagiert werden. Stärkung der Eigenkompetenz der Patienten, Optimierung der Behandlung, Verbesserung der Medikation und rechtzeitiges Erkennen einer Verschlechterung sollen langfristig zu einer Verbesserung der Lebensqualität beitragen. HerzMobil ist also ein vernetztes Nachsorgeprogramm, das sich bereits in der Praxis als sehr wertvoll erwiesen hat.

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